GES-Logo
GES-Schriftzug

Veränderungen an den 2-achsigen Personenwagen 3, 6, 7 und 9

Seit ihrer Indienststellung im Jahr 1899 erfuhren die Wagen 3, 6, 7 und 9 teils erhebliche Veränderungen, die einerseits in Verschleiß und technischen Verbesserungen begründet liegen, andererseits auch durch ihre Verwendung nach ihrem Dienst als Personenwagen verursacht sind.

Zeichnungen und Fotos aus der Frühzeit belegen, dass die Wagen zunächst mit der so genannten Görlitzer Gewichtsbremse ausgerüstet waren. Bei dieser Bremsbauart wird ein Seil von auf den Wagendächern montierten Rollen geführt, mit der Bremsanlage des Wagens verbunden und jeweils von Wagen zu Wagen verknüpft. Dieses Seils wurde vom Zugführer im Gepäckwagen mittels einer Vorrichtung stärker oder schwächer gespannt, je nach dem, was der Lokführer mit der Dampfpfeife signalisierte, und regulierte damit die auf die Wagenbremsen wirkende Kraft.
Diese Bremsbauart wurde etwa ab 1908 bis Anfang der 1920er Jahre durch die noch heute vorhandene, durchgehende Druckluftbremse der Bauart Westinghouse ersetzt.

Wegen mangelhafter Zuverlässigkeit wurde die ursprüngliche Petroleumbeleuchtung bis 1911 durch die besseren und im Betrieb billigeren Öllampen der Bauart Kretzschmar ausgetauscht, was ein Schreiben der HLB-Verwaltung belegt. In späteren Jahren erhielten die Wagen eine elektrische Beleuchtung und wurden dazu mit einem Generator und Akkumulatoren ausgestattet.

Die als hölzernes Fachwerk aufgebauten Wagenkasten waren zunächst mit Schalbrettern verkleidet, was aber schon nach wenigen Betriebsjahren zu Schäden führte, wie ein Schreiben der WeEG vom 15. Juni 1920, gerichtet an den Vorstand der HLB, belegt:

"Die Schalbretter der Holzverkleidung sind im Laufe der Jahre geschwunden, wodurch Wasser durch die Stoßfugen nach innen gedrungen ist und zur teilweisen Zerstörung der Gerüsthölzer des hölzernen Wagenkastens geführt hat. Einem allmählichen Verfall kann nur dadurch wirksam abgeholfen werden, wenn man die Wagen mit Blechverkleidung versieht."

Die Fenster waren ursprünglich so angeordnet, dass je Sitzgruppe jeweils zwei schmale Fenster dicht nebeneinander angeordnet waren.

Die Wagenverkleidungen wurden erst nach und nach ersetzt; unser Wagen 6 erhielt eine Blechverkleidung gar erst im Jahr 1941. Mit diesem Umbau einher ging der Austausch der Doppelfenster durch größere Einzelfenster; lediglich Wagen 6 behielt ein Paar der Doppelfenster, wobei hinter einem der beiden schmalen Fenster der Abort eingebaut ist.

Nach dem Wegfall der dritten Wagenklasse bei der Deutschen Bundesbahn zeichnete die HLB auch ihre Wagen 1956 auf die zweite Wagenklasse um, ohne jedoch an der Einrichtung Veränderungen vorzunehmen - eine Maßnahme, die die GES nach der Übernahme der verbliebenen Fahrzeuge rückgängig machte.

Dem zuletzt als Lagerraum verwendeten Wagen 7 fehlte bei der Übernahme durch die GES die gesamte Bestuhlung; lediglich für ein Abteil waren noch die typischen Holzlattenbänke der 3. Klasse vorhanden. Ein Nachbau der Holzlattenbänke war wegen knapper Finanzen nicht zu realisieren. und so kaufte die GES von der Deutschen Bundesbahn gut erhaltene, gebrauchte Polster-Velourssitze, um - erstmals in der Geschichte dieser Wagen - ein Erster-Klasse-Abteil einzurichten. Die Sitze stammen übrigens aus den alten Stuttgarter Vorort-Triebwagen der Baureihe ET 65, die nach Aufnahme des S-Bahn-Verkehrs entbehrlich und ausgemustert waren.

Während seiner Verwendung als Aufenthaltswagen für die Gleisbaurotte war Wagen 9 mit einem Kanonenofen ausgestattet, der während der kalten Jahreszeit sicher unentbehrlich war.

Seitdem hat sich das äußere Erscheinungsbild der Fahrzeuge nicht mehr verändert.